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Bushaltestelle
Ein kleines Dorf irgendwo in Ungarn. An einer Bushaltestelle sitzen drei Männer und warten. Nichts passiert, nur das monotone Schnarchen des einen Bauern durchbricht die Nachmittagsstille. Ab und zu zieht ein Kind vorüber, das die harmonische Ruhe stört. Es herrscht lähmende Teilnahmslosigkeit. Doch als der Bus kommt, geht alles ganz schnell. |
Dieser Film wurde von Lars bei einem Sommer-Filmcamp in dem kleinen Dorf Ravazd in Westungarn gedreht. Dabei sollte eine Parodie auf die Eröffnungssequenz von "Spiel mir das Lied vom Tod" herauskommen, was ihm aber aufgrund zeitlicher Probleme und mangelnder Vorbereitung nicht ganz gelang. Da der Leiter des Camps, Jenö Hartyándi, Chef des Mediawave-Instituts in Györ, eine bekannte Größe des Dorfes ist, konnte in einer Kneipe der "schnarchende Bauer" engagiert werden und auch die Kinder wurden spontan für den Film von der Straße gelesen. Die anderen beiden Männer waren ein Programmkinobesitzer und ein berühmter ungarischer Jazz-Saxofonist.
Gedreht wurde an zwei Tagen, einmal die Kinder- und dann die Warteszenen. Dabei gab es diverse Probleme und Hindernisse, die ständige Umimprovisation erforderten. So waren die wechselhaften Wetterbedingungen und der ständige laute Autoverkehr ein großes Manko. Lars konnte sich auch nicht so richtig gegen seine ungarischen Campkollegen durchsetzen, die auch ihren Senf dazu geben wollten und dadurch nur Zeit raubten. Dann erschien ein Darsteller (ein ständig besoffener Bauer) nicht zum Dreh und wurde durch den Saxofonisten ersetzt, der aber ganz schnell wieder weg wollte, um für ein Konzert zu üben. Eigentlich glaubte keiner so richtig an ein Gelingen des Filmes, weil Lars HMW-typisch kein Drehbuch parat hatte, sondern nur eine ungefähre Idee, die er nicht so richtig auf ungarisch erklären konnte und weil bei Diskussionen mit anderen Campteilnehmern richtig die Fetzen flogen, vor allem um das seltsame Ende.
Doch letztendlich strafte der Film alle Lügen und stellt ein kleines Novum in der HMW-Historie dar. Hier wurden nämlich zum ersten Mal richtige "Originale" verwendet, dass heißt reife, ausdrucksstarke Männer-Gesichter und auch die Arbeit mit Erwachsenen war etwas Neues. Auf dem Abschlussfest des Camps, bei dem fast das gesamte Dorf anwesend war, sorgte der Film dann, in einer in schlaflosen Nächten zusammengeschusterten Rohschnittfassung, für generationenübergreifende Begeisterung. Ein total untypischer aber doch eindeutiger HMW-Film und obendrein unser erfolgreichster, denn er gewann ein paar Bücher in Ungarn, die Schnitt-Software Ulead MediaStudio Pro 8 im Wert von ca. 200 Euro in München, eine BDFA-Silbermedaille und den BDFA Filmpreis in Rostock, eine BDFA-Goldmedaille in Wiesbaden und 200 Euro für den dritten Publikums-Platz in Oldenburg.
Film-Download: HMW Bushaltestelle.wmv (32 MB, 640x360) |